Mit Buddha das Leben meistern: Buddhismus für Praktiker (German Edition) by Volker Zotz

Autor:Volker Zotz [Zotz, Volker]
Die sprache: deu
Format: azw3
Tags: Sachbücher/Philosophie, Religion/Weitere Weltreligionen
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2010-02-14T16:00:00+00:00

Formen der Wandlung

Zahlreich und unterschiedlich sind die Möglichkeiten, dem Karma entsprechend ins Dasein zu treten. Gautama sprach vom Tier- und Menschsein auf der Erde sowie von Bereichen jenseits des uns Erkennbaren. Vielfältige Dimensionen begegnen uns in seinen Darlegungen: Wesen, deren Lebensdauer Millionen Jahre beträgt; himmlische Zustände, in denen jeder alles erhält, was er sich wünscht; Welten, in denen das Dasein voller Wonne ist, daß die Bewohner, ganz im Genießen befangen, den größten Teil ihrer Zeit vergessen, überhaupt zu existieren.

Gautama schildert auch Bereiche, in denen Gewalt und Leid herrschen, deren Gesetz lautet, quälen oder gequält werden, und in denen Kummer und Mühsal kein Ende nehmen. Seit seinem Erwachen, heißt es, konnte er alle Sphären des Daseins mühelos durchschauen. Den indischen Texten zufolge hatte er unter nicht sichtbaren Wesen mehr Schüler als unter Menschen. Aus diesem Grund bezeichnen sie ihn als «Lehrer der Götter und Menschen». Er erklärte, wie die unseren Sinnen zugängliche Welt nicht von anderen Dimensionen getrennt ist:

«Einmal verließ ein Mann die Stadt, um über die Welt nachzudenken. Er saß am Rand eines Teichs und überlegte. Plötzlich sah er, wie ein mächtiges Heer durch den Stengel einer Lotosblume marschierte. Da meinte er, sein Geist sei krank und wirr, weil er sah, was nicht sein kann. Er lief in die Stadt und rief: ‹Mein Geist ist krank und wirr. Ich sah, was es nicht gibt!› Als er den Menschen sagte, was er beobachtete, stimmten sie ihm zu: ‹Dein Geist muß wahrlich krank und wirr sein.› Doch hatte dieser Mann Wahres und nichts Unmögliches gesehen. Damals bekämpften die Armeen der Devas und Asuras einander. Nach dem Sieg der Devas flohen die Asuras durch den Stengel dieser Blume in ihre Stadt.»32

Devas und Asuras sind im Glauben der Inder zwei Gruppen von Göttern. Diese Erzählung handelt somit davon, wie neben unserer Dimension andere bestehen, in denen es Leben und Tod, Kampf und Streit, Sieg und Niederlage gibt.

Nach indischem Mythos tobt der Krieg zwischen Devas und Asuras um einen wunderbaren Baum, dessen Früchte jeden Wunsch erfüllen. Die Wurzeln des Baums befinden sich im Reich der Asuras. Doch ragt der hohe Stamm in jenes der Devas, die darum in der Lage sind, die Früchte zu ernten, die ihnen ein wunderbares Leben in Unbeschwertheit und Genuß bescheren. Die Asuras fordern ihr Recht an den Früchten, das sie vom Besitz der Wurzeln ableiten. Doch lehnen die Devas jedes Teilen oder Aufgeben ihrer bevorzugten Position ab. So nimmt der Kampf in der Sphäre der ‹höheren Wesen› kein Ende.

Dieser Mythos spiegelt eine Grunderfahrung der Menschheitsgeschichte, den Dauerkonflikt zwischen jenen ‹dort unten› und denen ‹da oben›. Oft kümmert solche mit dem größten Wohlstand dessen Wurzel nicht. Das galt für viele Systeme der Sklavenhaltung. Im antiken Griechenland übertraf die Zahl der Sklaven jene der freien Bürger um ein Vielfaches. Die frühe Blüte europäischer Kultur, ihre Tempel und Philosophie, wurzelt in der Entbehrung Unfreier, die mehr als Sachen denn als Menschen galten. Die schwarzen Sklaven im Süden der Vereinigten Staaten von Amerika hatten am wenigsten von ihren Mühen auf den Baumwollfeldern. Auch in

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